Von Gora Shep nach Dingboche
Mit anderen jungen Leuten, die, genau wie wir, eigenständig unterweges sind (Individual Trekkers), haben wir die Lage
analysiert und entschieden abzusteigen. Gora Shep ist überfüllt, keine Räume, wenig Nahrungsmittel u.s.w. es ist besser
das wir gehen und Platz schaffen. Unser erstes Ziel ist Lobuche dort wollen wir versuchen Internetkontakt zu bekommen um
Wetterbericht und Nachrichten zu lesen und noch einmal die Lage einzuschätzen.
Wir brechen um sechs Uhr auf. Das letzte Nachbeben war vor etwa einer Stunde, so hoffen wir vor dem nächsten Beben über
den Gora Shep Pass mit seinen Blöcken und Geröll zu sein. Die Steinschlaggefahr ist hier recht hoch, sollte es wackeln. Der
Boden ist so früh noch fest gefroren, so kommen wir schnell voran und sind zeitig zum Frühstück in Lobuche. Wir bekommen
WIFI und können der Welt mitteilen das es uns gut geht. Der Wetterbericht sieht nicht gut aus, Schneefall für die ganze Woche,
keine Sicht und bitter kalt. Da die Erdbebenschäden an den Lodges gering sind, bis auf eine Ausnahme, und es noch nicht schneit
beschließen wir so weit wie möglich abzusteigen. Gegen Mittag sind wir bereits in Tukla und am frühen Nachmittag erreichen
wir dann Dingboche.
Wir treffen einen kanadischen Bergsteiger, der das Erdbeben im Everest Base Camp miterlebt hat. Er erzählt uns das die Lawine
das Base Camp mittig erwischt hat und quer darüber hinweggegangen ist. Er schätzt, dass ca. 80 Menschen verschüttet sind. Selber
sei er weiter oben gewesen, dicht am Khumbu Eisfall, und so mit dem Schrecken davongekommen. Wie viele andere Bergsteiger, die unverletzt
sind, hat er alles zurückgelassen und steigt ab nach Lukla.
Oberhalb von Periche wackelt es noch einmal richtig heftig. Wie wir später erfahren 6,7 auf der Richterskala. Aber
auf der flachen Almwiese ist das nicht schlimm. In Dingboche selbst gibt es nur wenig Schäden, die meisten Lodges sind
grundsätzlich in Ordnung, wobei im Detail dann Risse und andere Schäden zu sehen sind. In unserer Lodge gibt es Kuchen
und Kaffee und wir geniessen die Sonne bis zum Abend, das Erdbeben ist hier weit weg.
Von Dingboche nach Kyungjuma
Heute geht es durch ein schluchtartiges Tal hinunter zum Fluß und dann hinauf nach Tengboche. Glücklicherweise wackelt es nicht, denn hier besteht wieder Steinschlaggefahr. In Tengboche ist das berühmte Kloster zerstört worden. Die Möchnsquatiere sind Schutthaufen. Bei der Gompa ist das Dach eingestürzt und die Wände sind gerissen. Auch einige ältere Lodges haben größere Schäden. Die modernen Hotels mit einem Stahlbetonskelett sind fast unversehrt, nur die Giebel sind herabgestürtzt. Wir gehen weiter hinunter zum Duda Khosi Nadi überqueren diesen und steigen hinaauf bis Kyumjuma. Hier gehen wir in die Ama Dhablam Lodge zu Thashi Delek. Hier ist nicht viel passiert, dennoch stehen auf der Terrasse Zelte und viele Menschen führchten sich vor Nachbeben.
Von Kjungjuma nach TokTok
Der Panoramaweg zwischen Kyungjuma und Namche ist, bis auf wenige Stellen, in Ordnung. Leider haben wir keine Aussicht auf die Berge, alles ist in Wolken, nur gelegentlich zeigen sich einige weiße Spitzen. Namche Bazar soll ja in Trümmern liegen wurde uns erzählt. Aber das ist nicht der Fall. Von oben sieht alles völlig in Ordnung aus. Schaut man allerdings aus der Nähe, sieht man ausgefallene Giebel und Risse in den Häusern. Es gibt schon Reperaturbedarf. Die Stupa im Zentrum des Ortes ist allerdings schwer beschädigt. Namche ist wie ausgestorben. Fast alle Geschäfte geschlossen, kaum eine Lodge oder ein Restaurant geöffnet. Geisterstadt. Wir steigen weiter ab zur Larja Brücke. Hier am steilen Hang sind die Folgen des Bebens deutlich zu sehen. Herabgefallene Felsen, gerissene Wege und Erdrutsche wechseln sich ab. Die Hängebrücken sind in Ordnung und wir folgen dem Tal bis nach Toktok. Hier unten im Tal sind viele Häuser zerstört. Und es sind gerade die Häuser der einfachen Bergbauern, die ohnehin nicht viel haben, die kaputt sind. Unsere Lodge ist aus Holz gebaut und daher vom Erdbeben verschont geblieben und sicher.
Lukla
In Lukla ist vom Erdbeben nicht viel zu sehen. Bei einigen Häusern sind die Giebel herausgefallen oder Wände eingestürtzt. Das Krankenhaus, auf dem Hügel über Lukla, hat sehr gelitten. Aber im großen ganzen ist der Ort glimpflich davongekommen. Jetzt ist hier alles überfüllt. Viele Wanderer sind, genau wie wir, abgestiegen und wollen nach Kathmandu. Dazu kommen all diejenigen Bergsteiger die das Everest Base Camp aus eigener Kraft verlassen konnten und auch viele Kletterer von anderen Bergen. Zudem konnten in den letzten Tagen aufgrund des schlechten Wetters keine Flugzeuge fliegen. Am Flughafen drängen sich die Menschen. Obwohl sich die Fluggesellschaften alle Mühe geben ist die Lage echt unübersichtlich. Nach Jiri zu laufen ist sinnlos, denn die Straßen sollen unpassierbar sein. Mal sehen wie wir hier wegkommen.