Ankunft in Nordindien
Das Abenteuer Indien hatten wir uns auf der letzten großen Reise nicht zugetraut, diesmal nun fühlen wir
uns besser und in der Lage es anzugehen. Vom Bardia Nationalpark in Südnepal aus sind wir nach Nepalganji gekommen
und haben uns mit einer Motorrikscha bis kurz vor die Grenze bringen lassen.
Nachdem wir die Grenze zu Fuß passiert haben finden wir einen Busbahnhof und auf geht es nach Lucknow.
Der Bus drängelt sich im Schneckentempo durch eine trubelige Seitenstraße voller Marktstände, Motorrädern
und Kühen. Der Fahrer hupt wie irre, aber niemanden kümmert dass, auch nicht die Kühe die in aller Ruhe
die Müllhaufen durchwühlen. Gefühlt eine Stunde später ist die Hauptstraße erreicht und jetzt geht es
wirklich los Hupen, nochmal Hupen, Gas geben und am Lenkrad drehen. Das hier nichts passiert grenzt an
ein Wunder.
Lucknow
In einem Homestay werden wir sehr freundlich empfangen. Unser Gastgeber hat uns für unseren ersten Tag
eine Stadtrundfahrt mit einem Tuktuk organisiert. So werden wir zu den Highlights von Lucknow gebracht.
Erstes Ziel ist das Martinee Internat vor dem die Schüler, alles Jungs, gerade ihre Morgengymnastik
absolvieren und dann antreten müssen. Hier wird Nordindiens zukünftige Elite herangezogen. Wir treffen
auch ehemalige Schüler die zu Besuch sind und sie erzählen uns viel. Das wichtigste was an der Schule
ausgebildet wird sind wohl die zukünftigen Beziehungen! Das Bauwerk ist beeindruckend und gerade frisch
renoviert. Es erinnert mehr an ein Schloss und das soll es wohl auch.
Nächster Programmpunkt ist die ehemalige Britische Residenz. Diese ist heute ein Historical Park und es
ist richtig schön dadurch zu bummeln. Die Ruinen der Gebäude beeindrucken durch ihre Größe und lassen
noch den Glanz der britischen Zeit in Indien erahnen. Die Offiziere und Händler müssen einen äußerst
luxuriösen Lebensstil gehabt haben. Die Spuren der heftigen Kämpfe des Sepoy Aufstandes von 1857 sind
hier und da auch noch zu sehen.
In der Altstadt stürzen wir uns in das Gewühle und essen in einem Restaurant, das von außen nicht gerade
einladend aussieht, ein köstliches Kebab, Hackfleischbällchen aus Rind und Hammel. Vor hier aus laufen
wir zum Hauptbahnhof. Es ist laut, es ist bunt, es wird ständig und immer gehupt, niemanden interessiert
das noch, und es ist richtig dreckig und auch das stört die Inder nicht. Am Bahnhof beantragen wir ein
Ticket für den Nachtzug nach Agra und auf einem lokalem Markt bekommen wir eine indische SIM-Karte. Diese
ist notwendig um die Bestätigung der Platzreservierung im Zug empfangen zu können.
Am zweiten Tag begeben wir uns mit einem Führer auf einen Heritage Walk, eine zu Fuß geführte Tour durch
die Altstadt. Uns wird die große Moschee gezeigt, tolle Gärten von Residenzen der Sultane und viele kleine
Gassen der Altstadt in die wir uns allein kaum hineingetraut hätten. Auf den Märkten lernen wir eine Menge
lokale Köstlichkeiten kennen. Es ist eine wilde Mischung intensiver Eindrücke.
Agra / Taj Mahal
Das Taj Mahal zu sehen ist schon lange Simones großer Wunsch. Von der Dachterrasse unseres Hotels haben
wir einen guten Blick und sehen es uns den ganzen Nachmittag lang an. Zum Sonnenuntergang lassen wir uns
auf die andere Flussseite fahren. Von hier aus hat man einen schönen und ungestörten Blick auf das Taj
und die es flankierenden Moscheen.
Am nächsten Morgen sind wir bereits eine Stunde vor Sonnenaufgang am Eingang um unsere Tickets zu bekommen
und uns anzustellen. Bereits kurze Zeit später können wir das Ende der Menschenschlange nur noch erahnen.
Pünktlich mit Sonnenaufgang wird das Gelände gestürmt. Im fahlen Licht des Morgens liegt das Mausoleum im
Dunst unwirklich vor uns. Ein bewegender Eindruck! Dann füllt sich der Park mit unzähligen Menschen. Alle
wollen ein Foto von den berühmten Marmorbänken aus haben. Es ist auch ein wirklich schöner Platz.
Im Grabmal selbst ist das Fotografieren nicht erlaubt. Die Marmorintarsien hier sind sehr filigran und
die eingelegten Edelsteine flammen im Licht von kleinen Taschenlampen auf. Die Architektur ist einfach
perfekt. Und die Bauausführung ist sehr genau und exakt. Draußen drückt sich die Sonne durch den Smog,
der über der Stadt liegt, und lässt den halbtransparenten Marmor des Taj aufleuchten. So entfaltet sich
die ganze Pracht dieses einmaligen Bauwerks.
Agra / Das Rote Fort
Gewaltige Mauern schützen diese riesige Zwingburg mit ihren Palastanlagen. Dahinter liegen große Gärten
und etliche gewaltige, verschwenderisch gebaute Paläste. Besonders auffällig ist die hohe Audienzhalle.
Der darüber liegende Palast ist in ähnlicher Weise wie das Taj aus Marmor gebaut der über und über mit
Intarsien aus Blumen und Ranken verziert ist. Unmengen an Edelsteinen müssen hierfür verarbeitet worden
sein. Von den Dachterrassen aus ist in der Ferne das Taj Mahal im Dunst zu sehen.
Vor dem Roten Fort sieht es dann ganz anders als prachtvoll aus. Hier liegen die Müllhaufen in denen
die Kühe herumwühlen. Die Gegensätze sind heftig und niemand scheint sich daran zu stören.
Agra / Das Itimad-du-Daula-Mausoleum oder auch Baby Taj genannt
Für uns das schönste Bauwerk in Indien ist aber das kleine Taj. Es liegt auf der anderen Seite des Flusses,
ist älter und war wohl das Vorbild für das Taj Mahal. Es ist leider viel weniger gepflegt, aber die
handwerkliche Ausführung der Marmorarbeiten ist hier noch um einiges genauer. Die Blumenbilder und
Reliefarbeiten sind sehr liebevoll ausgeführt. Es sind nur wenige Besucher hier. Uns hat es hier in Agra
am besten gefallen.
Keoladeo Nationalpark
Auf dem Weg von Agra nach Jaipur liegt dieser Vogelpark beim kleinen Ort Bharatpur. Angelegt wurde dieses
Feuchtgebiet um 1750 durch den Maharadja Suraj Mal, den Führer des Staates Bharatpur, am Zusammenfluss der
Flüsse Gambhir und Banganga. Bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts diente es als Jagdrevier der
Maharadschas. Heute ist dieses künstlich angelegte Feuchtgebiet eine der größten Raststätten des Vogelzugs
und steht unter UNESCO Schutz. Die seltenen Schwarzstörche und die Sibirischen Störche überwintern hier.
Wir sind einen ganzen Tag lang zwischen den Teichen und Seen hindurchgeradelt und haben uns die prachtvollen
Vögel angeschaut.
Jaipur
Die rote Stadt mit ihren langen Basaren, dem Palast der Winde und dem Amberfort fasziniert. Hier in dieser
Stadt trifft alles aufeinander. Quirliges chaotisches Indien, prachtvolle Architektur und gewaltige
Festungsanlagen. Unseren Stadtrundgang beginnen wir am Palast der Winde. Unser größtes Problem dabei ist
es den richtigen Blickwinkel für gute Bilder zu finden. Diese Fassade ist einfach zu groß! Dann laufen wir
durch die Basare. Laufen ist gut, wir schieben uns hindurch. Das Gedränge ist einfach unglaublich. Gewürze,
Süßigkeiten, Joghurt, Gebäck, Eis alles will einmal probiert werden. Dazwischen gibt es Geschäfte mit
Kleidung, Saris, Schuhen und was man sonst so alles braucht. Eine chaotisch faszinierende Mischung.
Dann auf zum Amber Fort. Der Anblick von der Straße aus allein ist überwältigend. Die schiere Größe
dieser Festungsanlage die einen ganzen Berg einnimmt. Und letztlich ist das ganze Tal durch eine große
Mauer geschützt. Indiens Antwort auf die chinesische Mauer? Die Wartburg ist ein Spielzeug dagegen!
Innerhalb der Festungsanlage ist das Ganze ein riesiger Palast in dem man sich gehörig verlaufen kann. Auch
hier wieder eine ungeheure Prachtentfaltung. Schade das es so schlecht gepflegt wird.
Oberhalb von Jaipur auf einem Berg liegt das Nahargarh Fort auch Tigerfort genannt. Hier sind wir zuerst
richtig enttäuscht. Es ist ein Vergnügungspark für indische Touristen. Ein großer Rummelplatz mit
Festplatzcharakter. Letztlich aber sind wir die Attraktion, alle wollen ein Bild mit uns haben. Auf Dauer
ist das anstrengend. Aber der Sonnenuntergang hinter den Spitzen der Rajputenarchitektur ist fantastisch.
Zum Abschluss unseres Besuches in Jaipur hier fahren wir zu den Sisodia Gärten etwas außerhalb der Stadt.
Ein tropisches Lustschloss mit tollem terrassenförmig abgelegtem Garten. Hier gefällt es uns besonders gut.
Bundi
Nach Bundi braucht ihr nicht zu fahren, das lohnt sich nicht. Da sind nur Ruinen, nichts steht mehr in
den Räumen, es ist langweilig. Das wurde uns von anderen Reisenden über Bundi erzählt. Nun sind wir doch
hier und es ist eine tolle "kleine" Stadt. Wir haben ein altes historisches Haveli als Hotel. Luxus zu
Budgetpreisen! Havelis sind Wohn- und Geschäftshäuser von einst reichen Händlern. Von der Dachterrasse
unseres Havelis aus sehen wir am Abend den alten Palast, der etwas oberhalb der Stadt liegt, schön
angestrahlt.
Nach dem steilen Aufstieg in bereits brennender Morgensonne stehen wir vor dem imposanten Elefantentor.
Was bitte ist hier langweilig? Gut der Innenhof ist eine Schande, aber das nur weil hier nicht aufgeräumt
wird. Überall liegt Müll! In den oberen Stockwerken sind wunderschöne Räume mit uralten nicht restaurierten,
und somit nicht verfälschten Wand und Deckenmalereien. Wir staunen wie detailgetreu diese Miniaturen gemalt
sind. Auch der Lustgarten ist schön und die Räume dahinter, die für Theater- und Tanzaufführungen angelegt
wurden.
Am Markt sind zwei große Stufenbrunnen zu bewundern, leider landet auch hier viel Plastikmüll unten im
Brunnen. Der bekannteste Tiefbrunnen in Bundi, der Raniji-ki-Baori ist so voll Wasser, dass wir den
46m tiefen Schacht nur erahnen können. Wir bummeln noch durch die Gassen, bis uns die Ohren vom
ständigen Hupen klingeln. Am Abend genießen wir noch einmal den Blick über die Stadt auf den Palast
am Berg von der schönen Dachterrasse unseres Hotels aus.
Chittorgarh
Diese Bergfestung von mehreren Kilometern Länge und fast zwei Kilometern Breite liegt auf einem langen
Höhenzug über der modernen Stadt. Es war die Heimatfestung der Rajputen. Ein Besuch ist nur mit einem
Fahrzeug zweckmäßig. Ein Tuktuk bringt uns zunächst durch die acht großen Toranlangen bis hinauf auf
den Berg. Innerhalb dieser Festungsmauern besuchen wir Ruinen von Palästen, restaurierte Türme und Tempel,
Zisternenanlagen und Gartenschlösser. Unser Tuktuk fährt uns von einer interessanten Stelle zur nächsten,
dazwischen ist viel zugewuchertes Gelände, die einstige Pracht und Größe dieser Festungsstadt lässt sich
nur erahnen.
Udaipur
Wir haben Glück! Der künstliche See, Pichola-See, an dem Udaipur liegt, hat seit vielen Jahren wieder
einmal richtig Wasser. Wir finden ein schönes Zimmer an einer Dachterrasse hoch oben in der Stadt. Von
hier aus können wir alles zu Fuß erkunden. Der für uns schönste Platz ist auf der Halbinsel gegenüber.
Von hier haben wir eine herrliche Sicht auf den großen Maharadschapalast und den Seepalast. Abends wird
alles angestrahlt, sehr romantisch.
Der große Palast ist mächtig verwinkelt und hat eine Unzahl an Räumen, Höfen und Terrassen. Über vier
Jahrhunderte bauten die verschiedenen Herrscherfamilien an diesem Palastkomplex. Es gibt etliche
Ausstellungen hier, wir können nur einen Eindruck gewinnen. Der große Vishnutempel vor dem Palast
beeindruckt mit seiner hohen Treppe und den vielen Steinmetzarbeiten. Das Gebäude ist über und über
mit figürlichen Darstellungen versehen. Wenn die Nachts nur nicht so einen Krach schlagen würden. Über
Lautsprecher läuft immer wieder die gleiche Musik CD. Das ist sogar in unserm Hotelzimmer zu hören und
lässt uns kaum schlafen.
Mit einem langen Spaziergang am See entlang und einem Bummel durch den Lustgarten der Maharadschas
verabschieden wir uns von dieser schönen Stadt.
Kumbhalgarh Festung
Der Hotelbesitzer in Udaipur hat uns ein Auto mit Fahrer vermittelt. Er bringt uns von Udaipur nach Jodhpur.
Unterwegs machen wir Halt in dieser alten Festung. Es ist nach Chittorgarh die zweitgrößte Festungsanlage
in Rajasthan. Von hier oben haben wir einen schönen Blick auf die unter uns liegende Landschaft.
Jaintempel, Ranakpur
Unser zweiter Halt auf der Fahrt nach Udaipur ist dieser Tempel. Es ist der einer der bedeutendsten Tempel
für die Jain. Die Ausmaße sind gigantisch. Die vielen Dächer und Kuppeln des Komplexes ruhen auf
über 1440 Marmorsäulen. Diese Säulen sind von unten bis oben mit Figuren und Ornamenten versehen. Keine
Säule gleicht der anderen. Wir sind beeindruckt von dieser Baukunst.
Jodhpur
Die blaue Stadt, die nicht mehr blau ist. Unser Fahrer hat uns kurz vor dem großen Markt am Clock-Tower,
dem Sardar Markt, abgesetzt. Jetzt gehen wir voll bepackt über diesen heftigsten aller asiatischen Märkte
die wir bisher erlebt haben. Irgendwie eine Zeitreise um hundert oder mehr Jahre zurück. Verkaufsstände,
Frauen, die ihre Waren auf dem Boden ausgebreitet haben, dazwischen Kühe und Hunde. Wir kommen damit klar,
haben inzwischen ein wenig Übung im Reisen durch Indien. Trotzdem sind wir diesmal dankbar über die moderne
technische Hilfe, Smartphone mit Navigation. Wir finden unsere Unterkunft auf Anhieb selbst ohne auf die aufdringlichen Tuktuk Fahrer
angewiesen zu sein. Das ist heute viel einfacher und besser als noch vor wenigen Jahren.
Der Markt ist auch wirklich das Beste in Jodhpur. Unschlagbar ist das Lassi hier. Einmal durch die
Gewürzstände, das ist ein Erlebnis unbeschreiblich. Es gibt leider kein Duft Insta! Das Meherangarh Fort
oberhalb der Stadt ist riesig, toll verziert, aber wir sind wohl schon ein bisschen satt. Außerdem ist hier
sehr viel restauriert und dabei werden in Indien manchmal die Originale zerstört.
Wir besuchen noch die Mandore Gärten. Der Reiseführer versprach Rosenbeete, Wasserläufe und frei umherlaufende
Pfauen in einer gepflegten Anlage. Dazwischen die Gedenkstätten der ehemaligen Herrscher von Marwar. Davon
finden wir nicht viel. Die gesamte Anlage ist total heruntergekommen. Die Gräben der Wasserspiele sind
vermüllt. Nur die Gedenkstätten werden etwas gepflegt und in Ordnung gehalten. Wir versuchen noch die Reste
der Blauen Stadt auf der anderen Seite der Festung anzuschauen. Es sind auch nur noch wenige Häuser blau
gestrichen. Dazwischen sind viele rote, grüne und gelbe Häuser. Zwischen den Tempeln und Häusern türmen
sich Müllberge über die die Ratten huschen. Hier fühlen wir uns wirklich fehl am Platz und gehen schnell
zurück zum Clock-Tower.
Zurück am Markt suchen wir den berühmten Omelettestand auf. So sitzen wir schließlich auf einem Plastikhocker
vor dem Tor zum Markt und essen Omelett und trinken dazu Chai.
Jaisalmer
Die alte Karawanenstadt inmitten der Wüste Thar gefällt uns. Im Gegensatz zu Jodhpur sind die Bauwerke, aus
gelben im Schein der Sonne goldfarben leuchtenden Sandstein, unverfälscht im alten Stil erhalten oder häufig
auch neu erbaut.
Kamelsafari in die Wüste Thar
Gemeinsam mit einem jungen britischen Paar geht es gleich am nächsten Tag auf Kamelsafari in die Wüste. Es
gibt in der Nähe von Jaisalmer eine Gegend mit Sanddünen. Mit einem PKW werden wir ziemlich nahe
herangefahren, dann geht es Offroad einige Meter bis zu den auf uns wartenden Kamelführern und ihren Tieren.
So ein Kamel ist schon groß und das Aufsitzen ist nicht einfach. Der Name Wüstenschiff ist ziemlich berechtigt,
denn es schaukelt mächtig. Nach einer guten Stunde haben wir denn Lagerplatz in den Dünen erreicht. Spaziergang
durch den Sand, Fotos vom Sonnenuntergang und Sternenhimmel genießen. Es ist schön so eine Nacht in der Wüste.
Festung und Altstadt von Jaisalmer
Die Altstadt, die in der Festung liegt, ist wunderschön! So viele kleine Gassen, tolle Fassaden, schöne
Innenhöfe, Cafe´s und Restaurants auf Dachterrassen, Künstler und Märkte an jeder Ecke eigentlich traumhaft.
Wenn, ja wenn dort keine hupenden Motorräder, scheißenden Kühe, kaputte Abwasserkanäle und andere
Dreckhaufen wären. Vor allem die vielen Tauben verschmutzen nicht nur, sondern der Kot zerfrisst auch, den
Sandstein. Verona, Bologna oder andere berühmte italienische Städte könnten nur schwer mithalten pflegten
die Inder ihre Stadt nur ein wenig.
Dehli
Sichtweite im Smog ca. 20 m, Temperatur max. 13°C, laut, dreckig, nichts wie weg hier!
Es fängt schon an zu dämmern dabei ist es erst 4 Uhr am Nachmittag, aber die Sonne verschwindet schon
hinter dem Dunst und Smog als wir an der Lodge Wild Planet Jungle Retreat vorfahren. Ich muss wohl ziemlich
skeptisch schauen, denn Krishna der Wirt meint sofort komm und schau erst einmal als ich unsere Rucksäcke
im Jeep lasse. Auch Cloe soll mitkommen. Wieso denn? Ach so die beiden Französinnen wollen auch in dieser
Lodge bleiben. Das hatte ich bisher nicht mitbekommen. Krishna zeigt uns eine Lehmhütte, doch innen ist
die sehr schön eingerichtet und hat ein ansprechendem Bad mit Dusche. Die Veranda hat Liegestühle und es
gibt noch weiter Plätze zum abhängen. Ja hier bleiben wir!
Dann kommt auf einen Tee ins Restaurant, dann reden wir meint Krishna und gibt uns die Schlüssel. Cloe und
Cecile ziehen auch ein. Krishna weiß was er will und weiß auch was wir wollen. Ihr habt zwei Möglichkeiten
Tiger zu sehen. Ihr könnt auf Jeep Safari gehen, dass ist teuer, ich mag es nicht, ihr macht eine Menge Lärm
und seht wahrscheinlich nichts. Oder Ihr geht mit Baba und Rikshi auf Walkingsafari. Das heißt um 6:30 Uhr
losgehen, ca. 10 bis 14 km laufen, viel Geduld haben und mit Glück Tiger und Nashörner beobachten. Um 5 Uhr
seit ihr dann zurück. Baba ist absoluter Experte, er schreibt gerade ein Buch über die Tiere des Bardia
Parks und Rikshi ist Vogelexperte, er kennt jeden Vogel hier.
Pünktlich um halb 7 gehen wir mit Rikshi los zum Tor des Parks. Cloe und Cecile gehen mit Baba. Unsere
Guides holen die Tickets, tragen uns in Listen ein und dann dürfen wir den Park betreten. Nach wenigen
Schritten geht es über einen Fluss und auf schmalen Pfaden in das Unterholz. Es gibt eine
Sicherheitseinweisung. Wenn ein Tiger zu nahe kommt, stehenbleiben und mit den Bambusstöcken Krach schlagen,
wenn ein Elefant kommt langsam zurückgehen und beim Nashorn auf einen Baum klettern oder im Zickzack
weglaufen. Toll denke ich, jetzt fühle ich mich richtig wohl.
Nach einiger Zeit öffnet sich der Wald und wir gehen durch eine Savannenlandschaft. Hohes wunderschönes Gras
und vereinzelte große Bäume (Cotton Trees) stehen hier. In den Baumwipfeln sind viele verschiedene Vögel.
Rikshi erkennt sie schon an ihren Lauten, und er sieht mit bloßem Auge wo sie sitzen. Auch einige Schwärme
von leuchtend grünen Papageien fliegen über unseren Köpfen. Wir gelangen an einen seichten fast trockenen
Fluss und queren diesen, dann geht es über Elefantenpfade, die Fußabdrücke sind deutlich und noch deutlicher
sind die Hinterlassenschaften, durch das bis zu 3 m hohe Gras. Kurz vor einem weiteren Flussbett kommt
rechts vor uns auf einmal ohne jede Vorwarnung ein riesig großer tief orange leuchtender Tiger aus dem Gras.
Er ist etwa 20 m vor uns. Wir stehen sofort und schauen. Ach so ein Foto machen, Kamera leise aus der Tasche
und heben, dabei bereits einmal auslösen und jetzt ans Auge. Der Tiger hat uns gewittert, er schaut uns
genau an und brüllt mächtig tief und durchdringend. Das geht durch Mark und Bein. Zwei Sätze und er ist
zurück im hohen Gras. Man war der sauer das wir ihn stören. Zweimal habe ich noch abgedrückt ohne Erfolg.
Auf dem ersten Foto im vollen Weitwinkel habe ich für uns einen Beweis, aber mehr nicht. Aber es ist ein
sehr eindrückliches Erlebnis so ein mächtiges Tier in seiner eigenen Umgebung direkt zu erleben. Wow!
Es ist noch Vormittag und wir haben bereits einen Tiger gesehen! Am Flussufer treffen wir Baba mit Cloe
und Cecile und noch eine weitere Gruppe. Sie haben unseren Tiger gehört, aber nichts gesehen. Es ist eine
echte Glücksache zur richtigen Sekunde am richtigen Ort zu sein. Den ganzen Nachmittag liegen wir hier
und da auf der Lauer, nichts. Dann eine Telefonanruf, Baba informiert Rikshi das Nashörner gesichtet wurden.
Wir gehen recht zügig zu einem Aussichtsturm. In etlichen hundert Metern Entfernung baden eine Rhinomama
und ihr Junges im Fluss. Mit dem Fernglas ist es schön zu sehen. Um gute Bilder zu bekommen reichen unsere
Kameras nicht aus. Wir bleiben lange und beobachten diese urtümlichen Panzernashörner in dieser tollen
ursprünglichen Landschaft.
Am zweiten Tag ist Rikshi voll in seinem Element. Er zeigt uns Adler und Eulen, verschiedene Papageien und
sogar Hornvögel. Die Hornvögel sind sehr scheu, wir sehen sie nur durch das Fernglas auf große Entfernung.
Im Salwald stehen mächtige Bäume und eigentümliche Büsche. Ihre Blüten sehen aus wie frische junge Blätter.
Daneben sind Termitenhügel so hoch wie ich selber. An der Stelle "Cut Kas" was so viel wie "viel totes Holz
im Wasser" heißt setzen wir uns auf die Lauer. Die Aussicht ist wunderschön, so ursprünglich die Landschaft
und viele Spuren von Elefanten, Rhinos und auch Tigern. Heute zeigt sich aber nichts. Wir hören einen Tiger
brüllen und eine ziemlich spitzen Laut. Rikshi meint ein Tiger hat ein Reh gerissen, aber tief im Busch dort
können wir nicht hin. Zurück klettern wir noch einmal auf einen Aussichtsturm, der schwank ganz schön doll,
und schauen weit über das Grasland. Der Sonnenuntergang auf dem Rückweg ist wunderschön, hier im Park ist
die Luft um etliches besser.
Nach einem Tag abhängen am Bungalow überreden uns die Jungs zu einem dritten Versuch. Erst einmal bekommen
wir einige Bambis zu sehen und auch einige Vögel. Aber wir wollen doch Tiger, Nashörner und Elefanten sehen.
Wir warten zunächst den ganzen Vormittag an Cut Kas, leider nichts. Nur einige hundert Meter weiter etwas
Flussaufwärts haben wir dann Glück, ein einzelnes großes Panzernashorn kommt an den Fluss. Es frisst an der
Uferböschung und kommt immer näher. Simone gelingen einige schöne Aufnahmen. Nach etwa 20 min gibt es eine
leichte Windböe, leider aus unserem Rücken. Sofort stürmt das Nashorn los und ist verschwunden. Das war
richtig gut dieses Urtier so lange zu beobachten. Wir gehen auch durch den Fluss, sehen die Spuren und hören
es noch im Unterholz. Aber es zeigt sich nicht mehr. So gehen drei wundervolle Wanderungen durch den
Bardia Nationalpark mit dem Rückmarsch durch das Grasland im Licht der sinkenden Sonne zu Ende.
Noch einige Worte zu den Problemen mit den Jeep Safaris. Krishna, Baba und Rikshi haben sich vor einiger
Zeit selbstständig gemacht, weil sie den Lebensraum der Wildtiere so erhalten wollen wie er ist. Gerade
die größeren Hotels und Lodges wollen möglichst viel Geld verdienen und das geht mit den Jeep Safaris.
Das große Problem dabei ist, das sie die Tiger an die Jeeps gewöhnen werden, damit die Gäste diese auch
zu sehen bekommen. Dadurch wird das Verhalten dieser Wildtiere, die von Natur aus scheu sind, geändert.
Baba hat uns Bilder aus dem indischen Rantambore Nationalpark gezeigt, wo 20 Jeeps um einen Tiger
herumstehen. Gerade vor wenigen Tagen nun hat ein Tiger dort eine Gruppe Touristen im Jeep angefallen.
Das wird sonst nicht passieren weil ein sich natürlich verhaltender Tiger das Risiko scheut etwas
unbekanntes anzugreifen. Baba und Krishna setzen sich mächtig dafür ein das es im Bardia Nationalpark
nicht so wird wie in Chitwan oder Rantambore Park. Helft Ihnen dabei indem ihr auf Jeep Safaris verzichtet.
Zu Fuß und leise unterwegs erlebt ihr die Natur ohnehin viel intensiver.
Seitdem wir den Hauptwanderweg von Lukla über Namche Bazar zum Everest Base Camp (EBC) erreicht haben,
hat sich die Umgebung sehr verändert. Hier stehen so viele alte und auch neue Gasthäuser, Hotels und
Restaurants, dass die Hochgebirgslandschaft in manchen Bereichen schon verstädtert wirkt. Die Wege sind
mit großen Steinplatten gepflastert und eine Terrasse liegt neben einer anderen Terrasse. Diese Plätze
haben meistens eine wunderschöner Aussicht und locken zum Rasten und Verweilen.
Kurz hinter der deutschen Bäckerei in Phakding sind wir dann am Erdrutsch der vom Erdbeben 2015 ausgelöst
wurde. Die Veränderung durch diese Katastrophe ist immer noch gut zu erkennen. Beim Umgehen dieses, durch
den Nadelwald, hatte sich Simone damals ihr Knie verdreht. Der Wanderweg wurde mittlerweile völlig neu
angelegt. Es ist trotzdem ein merkwürdiges Gefühl für uns wieder an dieser Stelle zu sein. Simone geht
es aber prima, ihr Knie ist komplett verheilt und sie kann problemlos wandern.
Auch in dem kleinen Ort Tok Tok, wo wir damals übernachteten, wurde in den vergangen Jahren
viel gebaut. Auf dem weiteren Weg stehen wieder viele Gasthäuser, ebenfalls mit wunderschönen
Aussichtsterrassen, aber wir wollen heute noch bis Monjo laufen. Hier, kurz vor dem Eingang zum
Sargamatha Nationalpark, werden wir von unseren Wanderfreunden erwartet. Es wird ein toller internationaler
Abend in der Lodge mit reichlich Sprachengewirr.
Früh am nächsten Morgen betreten wir den Sargamantha Nationalpark. Der Weg zur großen Hängebrücke, der
Hillary Bridge, der unten am Fluss entlang führt, ist neu angelegt. Es gibt sogar Mulli- und Yaksperren
aus Beton, damit die Karawanen über den oberen Weg geführt werden. Ein Aussichtspunkt mit Selfie
Möglichkeiten wurde eingerichtet und die Treppen zur Hängebrücke sind jetzt aus Beton mit Geländer. Auf
der Hängebrücke ist richtig viel Betrieb. Wanderer und Porter kommen von beiden Seiten und drängeln
aneinander vorbei. Von hieraus haben wir einen schönen Blick auf die ersten schneebedeckten hohen Berge.
Steil führt der Weg nach der Hängebrücke bergan. In unserer Erinnerung war er nicht so stark ausgewaschen,
sondern viel gleichmäßiger. Offensichtlich haben schwere Regenfälle viel Boden weggeschwemmt. Wir müssen
teilweise über große Steinblöcke klettern, trotzdem kommen wir gut voran. Es zeigt sich, dass der lange
Anmarsch von Jiri ein gutes Training ist und wir uns an die Höhe bereits gut angepasst haben. Am Rastplatz
sehen wir zum ersten Mal den Mount Everest. Eine kleine Spitze in der Ferne, die zwischen den Bäumen zu
sehen ist.
Gegen Mittag erreichen wir Namche Bazar den Hauptort der Sherpas. Mitten im Zentrum finden wir eine
erschwingliche Unterkunft und verbringen einen letzten gemeinsamen Abend mit unseren Wanderfreunden. Hier
trennen sich unsere Wege. Antonio und Julie gehen direkt nach Gokyo, Aaron und Marilu wollen zum EBC und
wir wandern das Thametal hinauf zum Renjo La. Camille will später in Thame zu uns stoßen, um mit uns
gemeinsam über den Pass zu gehen.
Der Weg von Namche Bazar nach Thame ist leicht zu gehen und führt uns zunächst durch tief dunklen Nadelwald.
Dann wird es lichter und der Wald und die Büsche zeigen eine herbstliche Färbung. Enzian und andere Blumen
stehen am Wegesrand. Unterwegs sind Pagoden, Klöster, kleine Dörfer und Siedlungen zu sehen. Es ist ein
herrliches, größtenteils unberührtes, Tal. Gelegentlich kommen wir an einigen Feldern oder Weiden entlang.
Vor der Brücke, die über den wilden reißenden Fluss führt, sind Bilder des Guru Ringpoche an die steilen
Felswände gemalt. Hinter der Brücke geht es noch einmal im eisig kalten Winde steil bergauf bis wir
schließlich Thame erreichen. Dieser Ort liegt auf einer Hochebene mit herrlicher Aussicht auf die Berge
bei Namche Bazar. Hier bleiben wir, akklimatisieren uns und warten auf Camille.
Der Ausflug in ein Seitental führt uns zu einem abgeschieden Kloster. Der Weg geht durch Wiesen voller
Enzian und Edelweiß. Dabei haben wir einen strahlend blauen Himmel und einen wunderschönen Blick auf die
herrliche Ama Dablam.
Von Thame aus wandern wir das Tal weiter hinauf bis zum Fuße des Renjo La. Die Landschaft wird dabei immer
kahler je weiter wir aufsteigen. Wir sind jetzt im absoluten Hochgebirge. Vor uns liegen weiße
vergletscherte Gipfel. Rechts und links von uns steile Felsenwände. Unter uns rauscht der reißende
Gebirgsstrom von waghalsigen Hängebrücken überspannt. In der letzten Lodge vor dem Pass bleiben wir. Von
hier aus erkunden wir, gemeinsam mit Camille, zunächst den Anstieg.
Am folgenden Tag eine gute Stunde
vor der Dämmerung zur Passüberquerung zu starten. Im Schein unserer Kopflampen geht es bergauf bis wir den
ersten der Renjo La Seen erreichen. Dann im Dämmerlicht weiter zum zweiten See. Es ist immer noch eisig
kalt. Trotzt der Handschuhe haben wir kalte Hände, erst kurz vor dem dritten See kommt die Sonne über die
Bergspitzen und wärmt uns. Hinter dem dritten See geht es über verschneite und vereiste Stufen und Felsen
auf schmalem Pfad hinauf. Gegen Mittag sind wir auf der Passhöhe. Wir werden mit einem fantastischen
Ausblick auf das Dach der Welt belohnt. Everest, Lotse, Nuptse und daneben der Makalu. Eine Wolke über
diesen Gipfeln macht alles noch dramatischer. Unter uns liegt Gokyo am See und dahinter der größte
Gletscher des Himalaya. Der Blick von hier ist noch schöner und gewaltiger als damals 2015 vom Gokyo Ri.
In Gokyo bleiben wir zwei Tage. Wir erholen uns von der Passquerung und wandern mit leichtem Gepäck bis
zum fünften der Gokyo Seen. Von hier aus haben wir wetterbedingt keinen Blick zum Everest, dafür aber eine
geradezu mystische Aussicht auf die umliegende Gletscherwelt und die vielen Gipfel rings herum. Hier sind
nur wenige Wanderer, umso mehr können wir diese einmalige Stimmung der rauen Natur in dieser
Hochgebirgswelt genießen.
Das Wetter ist diesen Herbst nicht unbedingt so wie es sein sollte. Die Regenzeit ist mittlerweile zwar
vorbei, aber dennoch ziehen immer wieder Wolken heran und es wird sogar Schneefall vorhergesagt. So wollen
wir eine Wetterlücke nutzen um den Cho La zu überqueren. Wir gehen also über den Gletscher um am folgenden
Tag den Cho La zu queren. Wir haben mehr Sicht als vor 5 Jahren, aber leider auch diesmal keinen blauen
Himmel. Dafür liegen die Berge bei Gokyo wie ein schwarzweiß Bild da. Es ist ein eigenartiger Anblick.
Oben auf dem Cho La treffen wir Aaron, Marilu und Ale. Welch eine Überraschung und Freude. Camille, die
jetzt voraus ist, hatte ihnen bereits gesagt, dass wir im Anstieg zum Pass sind. Der folgende Abstieg, der
eine kleine Kletterpassage hat, ist deutlich schwieriger geworden. Offensichtlich haben die Erdbeben
von 2015 hier einiges verändert. Der Pfad führt anders und viel länger über die stark vereiste Felsen
bergab als beim letzten Mal. Im folgenden Hochtal zieht sich der Weg bis Dzongla, aber schließlich
erreichen wir unsere Lodge am späten Nachmittag. Es klart langsam auf und wir sehen die Ama Dablam im
Abendlicht.
Am nächsten Morgen ist der Himmel ganz klar. Nicht eine Wolke stört das tiefe Azurblau. Der Cholatse zeigt
sich in seiner ganzen Pracht. Wir staunen und fotografieren immerzu. Der Weg nach Lobuche ist bei diesem
Wetter einfach überwältigend schön. Der Blick reicht vom Cho La über den Cholatse, den unter uns liegendem
Gletschersee und die Ama Dablam direkt vor uns. Speedy Camille wird bei diesem Traumwetter bereits im
Anstieg zum Kongma La sein. Bei der super Sicht ist das heute bestimmt traumhaft. Wir erreichen jetzt
wieder das Khumbu Tal und haben ganz klaren Blick auf die Berge im Bereich des Everest Base Camps. Der
Pumori, der Kumbutse und der Nuptse leuchten hell.
Simone geht es irgendwie nicht gut, sie kämpft mit diesem leichten Weg und die Höhe kann es ja auch nicht
sein, nachdem wir bereits zwei große Pässe überquert haben. In Lobuche finde ich eine Lodge mit schöner
Terrasse und wir verbringen den Nachmittag in der wärmenden Sonne mit Blick auf den Kongma La. Der
Wetterbericht ist nicht mehr so dramatisch. Was sollen wir noch glauben, wenn die Vorhersagen so schnell
wechseln?
Wir beschließen eine Ruhetag einzulegen. Simone soll sich erholen, wir können uns weiter akklimatisieren
und das Wetter ist ohnehin nicht besonders. Es ist bedeckt, trüb und ziemlich kalt. Ein kleiner Spaziergang
führt uns zur Pyramide. Das ist eine italienische Forschungsstation für das Hochgebirgswetter. Wir steigen
dahinter noch ein Stück bis zu einen glasklarem Bergsee. Es ist schön hier, aber auch ein wenig dunkel und
mystisch.
Heute Morgen, bei saukaltem Wetter und bedecktem Himmel, gehen wir nach Gora Shep. Gora Shep ist eine
Ansammlung von Unterkünften in der Nähe des Everest Base Camps. Erst geht es "gemütlich" das flache
Hochtal entlang. Ganz selten begegnen uns Yak Karawanen und es sind nur wenige Wanderer auf dem Weg.
Schließlich sind wir am Gora Shep Pass. Steil geht es in engen Serpentinen hinauf. Ich empfinde es diesmal
als deutlich leichter hier aufzusteigen und auch Simone kommt gut voran. Der lange Anmarsch seit Jiri zahlt
sich aus. Wir sind inzwischen gut in Form. Dann hat der Weg eine ziemlich heftige Überraschung für uns. Die
Überquerung des kleinen Seitengletschers haben wir beim letzten Mal kaum bemerkt. Heute müssen wir zweimal
tief ab- und wieder aufsteigen und auf dem Gletscher über viele Felsen klettern. Die Erklärung hierfür ist
ziemlich einfach, der Gletscher ist mächtig geschmolzen! Gegen späten Vormittag kommen wir an, bleiben
wieder in der selben Lodge wie 2015 und beschließen nach dem Mittagessen in Richtung EBC zu gehen.
Das Landschaftsbild hat sich sehr verändert. Das Erdbeben, welches wir hier erlebten war nur das erste
einer Reihe von heftigen Erdbeben in 2015. Die nachfolgenden Erdstöße hatten schwere Erdrutsche und
Geländehebungen zur Folge. Wir finden "unseren" Felsen, hinter dem wir uns schützen, wieder. Jetzt liegt
noch solch ein riesen Brocken direkt daneben! Es ist schon berührend wieder an dieser Stelle zu stehen.
Das Wetter bessert sich, es ist noch früh am Nachmittag, so marschieren wir weiter bis wir am "Viewpoint"
oberhalb des eigentlichen EBC stehen. Jetzt, um diese Jahreszeit, stehen dort keine Zelte. Aber wir sehen
einige Wanderer unten auf dem Gletscher. Der Everest ist von Wolken verdeckt, doch wir stehen inmitten der
welthöchsten Berge und haben eine rundum überwältigende Aussicht. Das genügt uns und wir versuchen einige
schöne Panoramabilder einzufangen. Dann plötzlich reißt der Himmel auf. Innerhalb von nur zehn Minuten ist
auch der Gipfel des Mount Everest als kleine Spitze zwischen Nuptse und LoLa zu sehen. Es ist wirklich so,
der Nuptse stiehlt dem Everest die Show! Die weißen Berge vor fast blauem Himmel, toll!
Es ist wieder bedeckt und sehr kalt, was heute tun? Na vielleicht haben wir so ein Glück wie gestern
Nachmittag, also auf zum Kalar Patar. Der Anstieg an sich ist sehr einfach, aber die Höhe macht sich doch
sehr bemerkbar. Simone schnauft mächtig, ich muss viel auf sie warten, dabei wird mir dann kalt. Lange
Unterwäsche, Pullover, Daunenjacke es reicht fast nicht! Unter uns landen Hubschrauber, setzen bei
laufenden Rotoren für 5 min Touristen ab um dann knapp über die Felsen wieder zu starten. Wir erreichen
einen ersten schönen Aussichtspunkt und können den Gipfel des Kalar Patars sehen. Der Weg ist ganz leicht
zu gehen und vollständig einzusehen. So gehe ich vor, Simone will langsam nachkommen oder auf mich warten.
Sie bekommt einfach kaum Luft. Das kleine Lungenvolumen, dass beim Tauchen ein Vorteil ist, ist hier ein
Nachteil. Dazu kommt eine Erkältung, die sie sich in Gokyo eingefangen hat. Ich komme gut voran und bin
bald oben. Nach hinten fällt der Berg senkrecht ab zu einigen kleinen Bergseen und ganz oben liegen noch
einige Felsbrocken. Ich versuche hier noch hinaufzuklettern, fühle mich aber so unwohl dabei, das ich es
sein lasse. Die Aussicht ist gewaltig, rundherum riesige vereiste Gipfel, dunkle düstere Wolken, einfach
dramatisch. Es ist allerdings kein Fotowetter, diese Stimmung lässt sich kaum einfangen.
Wir setzen uns an einen etwas geschützten Platz, essen einen Schokoriegel und trinken ein wenig. Dann
nichts wie runter, es ist in dem immer stärker werdenden Wind einfach zu kalt.
Zu Mittagszeit fängt es an zu schneien. Das Wetter spinnt, erst dauert die Regenzeit so lange und nun kommt
der Winter so früh. Wir brechen auf nach Lobuche, hier am Everest Base Camp wollen wir nicht einschneien.
Am späten Nachmittag sind wir zurück in der Lodge Oxygen Altitude. Die Jungs freuen sich uns wiederzusehen
und heizen sofort den Ofen ein. Es kommt noch eine amerikanische Wandergruppe. Sie wurden auf dem Kongma
La vom Schneesturm überrascht und haben sich über die vereisten Pfade gekämpft. Es ist, ihrem Bericht nach,
reichlich gefährlich jetzt noch über den vereisten und verschneiten Pass zu gehen. Wir entscheiden die Tour
hier abzubrechen und nach Lukla abzusteigen.
Beim Abstieg haben wir noch einmal für einige Stunden ein Traumwetter. Aus der Ferne leuchten der Everest,
der Lotse und der Nuptse im Sonnenlicht. Auf der anderen Seite grüßt die herrliche Ama Dablam. Im Kloster
Tengboche dürfen wir an einer abendlichen Zeremonie teilnehmen und die fremden Gebräuche der Mönche erleben.
Zum Abschied sehen wir ein tolles Himalayaglühen.
Das Gerüttel und Geschüttel ist endlich vorbei. Wir sind in Jiri angekommen. Der Himmel ist schwer
mit Wolken verhangen, so als ob es gleich richtig schüttet. Wir schauen uns um, einiges hat sich hier
verändert. Die Strasse ist fertiggestellt und es gibt eine Strassenbeleuchtung die mit Photovoltaik
funktioniert. Die Bebauung hat sich auch verändert, und wir müssen uns erst einmal orientieren. Dort
vor dem Everest Hotel steht ein Mann und winkt freundlich. Er bietet uns ein Zimmer an, ist dabei aber
nicht aufdringlich. Kaum haben wir unsere Rücksäcke ausgepackt, wird es auch schon dunkel. Dann regnet
es heftig und wenige Minuten später haben wir den zugehörigen Stromausfall. Gut das wir das kennen und
eine Kopflampe dabei haben.
Am nächsten Morgen beginnt dann unsere Wanderung. Wir sehen, dass die kleine tibetische Lodge in der wir
vor 4 Jahren übernachteten, beim Erdbeben eingestürzt ist. Insgesamt hat es Jiri wohl ziemlich heftig
erwischt. Aber der Ort wurde wieder aufgebaut und sieht recht gut aus. Am Ortsausgang ist es noch wie
gehabt, die Wellblechhütten sind noch da, den Leuten hier geht es immer noch nicht besser.
Am Beginn des Wanderweges nach Shivallaya steht jetzt eine Rasthütte. Hier entsteht unser obligatorisches
Startfoto. Der Weg ist völlig neu hergerichtet. Frisch zugehauene Steine, fast alles in Treppen angelegt.
An sich richtig gut, nur muss man beachten, dass jede Stufe eine andere Höhe hat!
Nach wenigen Meter sind wir völlig durchgeschwitzt. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch, die Temperaturen auch.
Es ist definitiv noch Regenzeit. Genau das wollten wir vermeiden. Aber es sieht so aus als ob die Wolken
und die warme Luft vom Golf von Bengalen sich nicht für unsere Klimatabellen interessieren.
Am späten Nachmittag erreichen wir nach viele hundert Stufen das hübsche Shivallaya. Wir gehen über die
Hängebrücke und stehen zwischen den ersten beiden Gasthäusern. Wir kehren bei Padam ein. Als wir so über
den Platz schauen sind wir etwas irritiert, irgendwie ist einiges nicht so wie damals. Padam erzählt, das
Shivallaya fast vollständig vom Erdbeben zerstört wurde. Er hat wie viele andere im Ort alles neu aufgebaut.
Abends sitzen wir mit Franklin aus New Orleans zusammen. Er will in der Gegend um den Peaky Peak wandern.
Wir schauen auf die Landkarten, betrachten Bilder und erzählen von unseren Erlebnissen. Am nächsten Tag
regnet es so stark, dass wir alle in Shivallya bleiben.
Endlich sehen wir Junbesi liegen. Es sieht so schön aus wie wir es in Erinnerung haben. Das schöne Tal,
die Stupa leuchtet, davor die Hillary School, rundherum die Lodges und weiter oben das Kloster. Das Tal
dahinter leuchtet grün und tief unter rauscht der Fluss. Der Anblick tut richtig gut.
Der Weg von Deurali über Bandar und Kinja zum Lamjura La war nämlich nicht so prickelnd. Wir müssen diesen
Teil eher unter sportliche Herausforderung abbuchen. Bandar ist riesig geworden und das schöne Kloster
schwer beschädigt. Kinja ist völlig zerstört und wird durch den Bau eines Wasserkraftwerkes nun endgültig
verändert. Der Wanderweg zum Lamjura La ist durch plan- und ziellosen chinesischen Pistenbau völlig zerstört.
Auf dem ganzen Weg gibt es nur noch wenige sehr einfache Lodges. Dadurch das die meisten Touristen, die
nicht nach Lukla fliegen, ihre Wanderung in Salleri beginnen wird sich diese Gegend auch nicht mehr erholen.
Hier in Junbesi bleiben wir zwei Nächte. Wir treffen Franklin, Nur und Mika wieder und verbringen mit Ihnen
und der Wirtstochter Nima einen wunderschönen Abend in der gemütlichen Lodge.
An unserem Pausetag spazieren wir etwas das Tal hinauf bis zu einer großen Stupa. Im Kloster reden wir lange
mit dem einzigen Mönch, der uns erklärt, dass er von Spenden und dem Erlös des kleinen Souvenirladens lebt.
Hier wird auch gerade eine Zeremonie für den vor einem Jahr verstorbenen Dorfschullehrer vorbereitet.
Der weitere Weg nach Ringmo ist traumhaft schön. Der Weg führt durch eine Art Voralpenlandschaft. Wiesen,
Apfelplantagen und, das ist neu, Almwirtschaft prägen diese Gegend. Die Aussicht ist immer wieder wunderschön.
Am ersten Viewpoint, Everstblick, sitzen wir in der Sonne und essen Nak Chesse. Es ist der zweite richtig
schöne Tag! Geht die Regenzeit jetzt doch zu Ende? Leider haben wir keine ganz klare Sicht.
In Ringmo wird es voller. Jetzt sind auch die Wanderer auf dem Trek, die von Salleri kommen. Da es noch früh
ist, gehen wir weiter bis zum Taksindu La. Auch hier ist die uralte Trekkingroute durch den Straßenbau der
Chinesen arg beschädigt. Auf unserem Weg weiter nach Nuntala wählen wir unfreiwillig eine Alternative und
gelangen so in eine Touristen freie Gegend. So abgelegen gibt es auch keinen Straßenbau der die gewachsenen
Strukturen zerstört. Aber auch hier gibt es jetzt Milchwirtschaft. Das scheint den Bauern ein besseres
Einkommen zu ermöglichen, denn die Häuser und Höfe sehen richtig gut aus.
Von Nuntala nach Karikola geht es ja Nepali Flat. Wir brauchen nur etwa 800m absteigen und etwa 1000m
aufsteigen. Steil geht es bergab zum Dud Koshi Kola. Zwischendurch sehen haben wir plötzlich klaren Blick
auf einige hohe Berge. Welche es sind ist schwer zu sagen, aber es ist schön die ersten Himals zu sehen.
Nach der großen Mulistation geht es über den Fluß und dann hinauf nach Juvbing. Hier ist der Weg noch so
schön wie vor fünf Jahren. Es blühen viele Blumen und es wachsen tropische Früchte wie Feigen, Bananen und
Papayas. Nun geht es noch lange bergauf, es wird wieder kühler und die Vegetation karger. Schließlich
erreichen wir gegen frühen Nachmittag die letzte Anhöhe und sehen den Ort Karikola liegen. In der Lodge
direkt am Kloster nehmen wir ein Zimmer und bleiben.
Oben am Kloster hören wir Sprechgesang und Trommeln. Vorsichtig schauen wir in die Gompa. Ein junger Mönch
winkt, wir sollen uns setzen. Nach einer Weile bekommen wir Tee. Die Mönche rezitieren aus den Schriften.
Einer von ihnen leitet die Novizen an. Es ist fremd und beruhigend zugleich. Lange sitzen wir hier. Erst
als es zu dämmern beginnt gehen wir zurück zu unserer Lodge.
Durch Karikola führt eine "Strasse", sie soll nächstes Jahr bis Lukla gehen. Im Aufstieg nach Bupsa erweist
sich diese als geradezu gefährlich. Der alte Weg wird immer wieder von der Piste gekreuzt. Wir müssen über
steile und abrutschgefährdete Abschnitte steigen. Mit den schweren Rucksäcken ist das echt heftig. Hinter
Bupsa ist der Pfad noch vorhanden, aber durch die späte Regenzeit noch naß und rutschig. Als wir endlich
Paiya erreichen sind wir redlich müde. Gerade rechtzeitig sitzen wir in der Lodge von Mingma als es heftig
zu regnen beginnt. Wenig später ist dann auch der Strom weg. Zeit für ein Candelight Dinner. Zusammen mit
unseren neuen Freunden aus Barcelona ist dies ein richtig schöner Hüttenabend.
Die letzte Etappe des Anmarsches führt uns über den Chutok La und einen Ausichtspunkt an der
Khumbu View Lodge mit herrlichem Blick in das Khumbu Tal. Noch einmal ein steiler Abstieg nach Surke.
Hier wurde die Brücke vom Fluß weggerissen. Einem Haus fehlt sogar der halbe Keller, aber es steht noch.
Diesmal gehen wir nicht hinauf nach Lukla sondern im Tal weiter bis nach Cheplung. Hier kurz vor der
"Autobahn" von Lukla nach Namche übernachten wir in einem kleinen sehr familiären Homestay. Mit den
Freunden aus Barcelona und einem jungen kanadischen Paar sitzen wir in der Küche unserer Wirtsleute und
bekommen ein prima Dal Bhat als Abendessen.
Jetzt kommen wir in den Sonnenschein. Sofort wird es warm. Unter uns, noch im Schatten, liegt das
Berghotel Spiterstulen. Der Parkplatz ist voller Autos und überall in der Umgebung stehen Zelte. Die ganze
Nacht über sind noch Leute gekommen und haben ihre Zelte aufgeschlagen.
Für heute ist bestes Wetter angesagt. Vierzehn Stunden Sonnenschein und blauer Himmel.
Schon jetzt überholen uns die ersten Norweger. Wir halten unseren langsamen, aber stetigen Schritt und
steigen weiter auf. Es gibt viele Abschneider und die Wegmarkierung ist nicht immer eindeutig. Nach etwa
einer Stunde erreichen wir eine Geländekante und die ersten Schneefelder liegen vor uns. Bis hier ist es eine
anstrengende, aber schöne Wanderung. Im Rückblick sehen wir jetzt den Glittertind und einige große Gletscherzungen.
Vor uns liegt die Snownose und ein steiler Anstieg über Geröll und große Blöcke.
Wir steigen weiter und erreichen den aufwärtsführenden Grat. Einen Weg gibt es hier nicht mehr. Es ist eine
einzige Kletterei über große Steine und noch größere Blöcke. Sehr anstrengend und kräftezehrend.
So geht es weiter jetzt bis zum ersten Vorgipfel. Dann wieder hinunter über ein Schneefeld und noch einmal
über blockiges Gelände hinauf. Simone fängt an schwer zu atmen. Knie und Hüfte wollen nicht so richtig.
Wir erreichen die Höhe und sehen, dass wir, um den Gipfel des Goldhöpping zu erreichen, ein weiteres Schneefeld
hinunter und noch einmal etwa einhundert Höhenmeter über Blöcke hinaufklettern müssten. Simone verweigert, denn
der Abstieg ist ja immer schwieriger als der Aufsteig.
Von hier sehen wir auch, dass oben auf dem Gipfel ohnehin kein Stehplatz mehr frei ist. Es ist Goldhöppingtag und ganz
Norwegen trifft sich heute hier oben! Von der Juvasshytta steigt über den Gletscher eine lange Reihe Menschen auf.
Es sieht aus wie eine Ameisenstrasse.
Der Blick von hier ist auch schon überwältigend. Wir schauen weit über das Land, überall Berge, Gletscher und Schneefelder
einzig das kleine Stück hinter dem Gipfel des Goldhöpping können wir nicht einsehen. Ich versuche ein großes
Panoramabild aufzunehmen, bevor wir den Abstieg beginnen. Über die Schneefelder ist es einfach, sie sind weich und
wir können lange Strecken einfach hinabrutschen. Die tiefen Schritte über die Blöcke und die vielen Kletterstellen
kosten Zeit und Kraft. In der Abendsonne sind wir dann wieder an unserem treuen Bulli.
Nach der nicht ganz erfolgreichen Kletterei zum Goldhöpping wollen wir wieder eine schöne Strecke wandern. Eine
Rundtour über Gjendebu, Memurubu und eventuell zum Russvatnet schwebt uns vor. Der Wetterbericht sagt fünf Tage stabiles Wetter
und dann Gewitter voraus. Gewitter in den Bergen ist kein Spass, aber fünf Tage mit Sonnenschein und blauem Himmel,
das ist verlockend. So maschieren wir mit Zelt und Kocher los, das Visa Tal hinauf. Der Weg ist einfach zu gehen,
der Bach glänzt in der Sonne und die Gletscher und Wasserfälle leuchten wunderschön. So gefällt uns das viel besser
als diese Blockkraxelei.
Dann kommt ein durch die Schneeschmelze stark angeschwollener Bach. Schuhe aus? Nee! Eine norwegische Familie
will uns über den Bach helfen. Prompt landet Simone mit dem linken Fuß bis über das Knie im Wasser. Oh je. Jetzt müssen wir
ersteinmal die Schuhe trocknen. Ein kleines Stück weiter ist eine schöne Stelle an einer Stromschnelle.
Zelt aufbauen, Socken und Schuhe zum Trocknen stellen, baden gehen und in die Sonne legen. So wird es ein ruhiger
entspannter Nachmittag. Wir schauen noch einmal auf die Wanderkarte. Das mit dem Badeurlaub im Jotunheim ist
auch eine schöne Sache. Wenn wir durch das Urdadal gehen schneiden wir etwas vom Weg ab und außerdem sind da
zwei größere Seen eingezeichnet. Dort zu zelten ist bestimmt schön.
So biegen wir hier vom geplanten Weg ab und steigen steil an einem tollen Wildbach bergauf. Auf der folgenden
Ebene ist es recht naß, aber es ist grün und gut zu gehen. Dort hinten im Tal geht es wieder steil bergan,
dahinter müssen die Seen sein. Am Talende geht es zunächst über große
vom Eis glattgeschliffene Felsplatten, dann wird es blockig. Na gut wir sind ja gleich an den Seen. Diese liegen
aber mitten in einer Steinwüste, zelten ist hier unmöglich. Norwegisch sollte man können, der Name Urdadal sagt
das bereits!!! Wir steigen
über acht Stunden von Block zu Block. Das ist auf Dauer sehr ermüdend. Als wir gegen Abend eine geeignete Stelle
sehen bauen wir unser Zelt auf. Kochen entfällt, wir sind echt müde. So gibt es Würstchen, Trockenfleisch,
Knäckebrot und Bixit. Eine echt tolle Mischung.
Am nächsten Morgen ist es nur noch ein kleines Stück, dann liegt dieser schwierige Weg hinter uns. Die Landsschaft
wird herrlich grün, mit Wiesen, sprudelnden Bächen, kleinen Wasserfällen und wunderschönen Ausblicken. Wir rasten
zum Frühstück, baden im Bach und geniesen die Sonne. Nächstes Mal gehen wir brav über Leirvassbu!
Kurz vor Gjendebu steigen wir auf zur Memurutunga. Hier oberhalb von Gjendebu, an einem kleinen Bergsee, bleiben wir.
Es ist sehr heiß. Die Sonne brennt geradezu. Wir gehen, wie viele Wanderer, hier baden. Der See auf ca. 1400m
gelegen ist richtig warm. Jetzt ist es Zeit aus der Sonne zu kommen. Wir legen und setzen uns in den Schatten des Zeltes.
Von hier geniessen wir die Aussicht über die Berge rund um den Gjendesee. Die Nacht ist kurz und warm.
Gegen vier Uhr morgens sind wir auf, packen und gehen in der Morgenkühle weiter. Es ist herrlich hier allein
unterwegs zu sein. Leider ist es etwas diesig und der Blick über den Gjendesee daher etwas getrübt. Das ist nicht so
schön für Fotos. Hier kündigt sich schon der Wetterumschwung an.
Über das Memburudalen steigen wir ab zum See
und verbringen hier die Nacht. Wir merken die Anstrengungen der letzten Tage und beschließen die Wanderung durch
Jutunheim hier zu beenden. Morgen nehmen wir das Boot nach Gjendesheim!
Der Motor heult und qualmt bergab mächtig, so das unser Fanclub ganz freiwillig auf Abstand bleibt. Bulli fahren hat
aber auch echte Vorteile, die Straße vor uns ist fast immer frei. Wir sind auf dem Weg in die großartigen norwegischen Fjorde,
um uns einige fast wanderfreie Tage zu gönnen.
Am Weg nach Odda am Sørfjord liegen einige hübsche Orte, wie zum Beispiel Rødal mit seiner Stabkirche und auch
sehr schöne Wasserfälle. An anderen Stellen kann man in tiefe Schluchten schauen und reißende Wildflüsse bewundern.
Von Odda aus fahren wir auf sehr schmalen Straßen zum Buarbreen. Wir gelangen zu einem Bergbauernhof mit einem
großen Parkplatz. Im Reiseführer steht, dass der Weg von hier bis zum Gletscher bei Norwegern ein beliebter
Familienausflug ist. Wir sehen auch bereits etliche Familien mit kleinen Kindern auf dem breiten Weg den Gletscherfluss
entlang wandern. Gern wollen wir uns diese Gletscherzunge des Folgefonna Gletschers aus der Nähe anschauen.
Ein kleiner Spaziergang ist ja in Ordnung, Turnschuhe sollten dafür reichen.
Der breite Uferweg führt zunächst in den Wald und nur mäßig bergauf. Doch nachdem wir einen Bach auf einer
Brücke gequert haben geht es steil an einem Seil hinauf. Na gut ein Stück am Seil kein Problem. Dann noch
ein Seil und noch ein Seil und ... . Jetzt sind wir schon so weit, die letzten paar Höhenmeter gehen nun auch noch.
Wir stehen auf einem Aussichtspunkt hoch über dem Fjord mit herrlichem Blick auf den Fjord und die gewaltige
Gletscherzunge. Ganz an das Eis heran können wir leider nicht. Es liegt ein reißender Gletscherabfluss dazwischen.
Das Wasser ist richtig angenehm und wir sind ein ganzes Stück hinaus in den Fjord geschwommen. Wir sind am Badeplatz
von Aga am Sørfjord. Die Sonne scheint bereits auf die Obstplantagen und es ist herrlich warm, auch wenn der
Himmel bedeckt ist. Gleich gibt es Frühstück mit Blick auf Fjord und Folgefonna Gletscher.
Agatunet ist eine an ihrem Platz erhaltene Siedlung. Das älteste Gebäude datiert auf etwa auf das Jahr 1250.
Einige Häuser, dieser im Schutz eines Berges liegenden Siedlung, sind heute noch bewohnt. Somit ist ein großer
Teil des Ortes Museum.
Die Fahrt mit der Fähre von Gudvangen nach Kaupanger ist immer wieder wunderschön. Der herrliche, enge Nærøfjord
mit seinen kleinen an den Bergen hängenden Höfen, und dem leuchtenden oder auch düster abweisendem Fjord faziniert
uns jedes Mal. Wir haben einen Logenplatz auf dem Oberdeck und geniessen die Fahrt.
Von Hafslo aus, wo wir einige Tage bleiben, besuchen wir die älteste Norwegische Stabkirche in Urnes. Wir hatten
diese bereits vor acht Jahren bei unserer Wanderung zum Molden liegen sehen. Diesmal setzen wir mit der kleinen Fähre
über den Fjord und bewundern die alten Schnitzarbeiten und die Konstruktion.
Bevor wir uns vom Sognefjord verabschieden fahren wir noch in das Jostedal, um die Gletscher zu sehen. Am
Nigsdalsbreen, wo wir vor acht Jahren bis an das Eis herangekommen sind, sind wir mächtig erschrocken. Siebenhundert
bis achthundert Meter ist der Gletscher zurückgegangen. Wir müssen weit über Felsen hinauf und trotzdem ist der
Zugang zum Eis nicht mehr möglich. Da ist der gefährlich reißende Gletscherabfluss und die Gefahr von herabstürzenden
Eisbrocken, so das ein sich nähern lebensgefährlich wäre.
Heute haben wir uns ausnahmsweise einer organisierten Tour angeschlossen. Wir wollen zum Ausdalsbreen. Dazu
fahren wir bis an das Ende des Jostedals zur Staumauer des Styggevatnet. Unserem treuen Bulli wird dabei ganz
schön warm. Uns wird dann auch gleich warm, denn warme Kleidung plus Schwimmweste und Spritzdecke und dann
im Sonnenschein auf die Staumauer steigen ist ziemlich schweißtreibend. Mit Kayaks geht es dann eineinhalb Stunden
über den See bis wir am Gletscher sind. Unterwegs passieren wir kleine Eisberge und haben einen herrlichen Blick auf
den in den See ragenden Gletscher. Mit Steigeisen und als Seilschaft erkunden wir dann die Gletscherspalten.
Morgen geht es wieder in die Berge!
Die Sonne steht bereits im Westen als wir vom Parkplatz am Almannsvegen aufbrechen. Wir haben nicht in
Haukeliseter geparkt, denn dort muss man jetzt Parkgebühren bezahlen. Es ist noch warm, aber der Wind frischt
bereits auf.
Nach unserem obligatorischen Startfoto geht es auch gleich richtig bergauf. Mit Zelt, Kocher und Lebensmitteln
sind unsere Rucksäcke ungewohnt schwer. So kommen wir nur langsam voran. Der Almannsvegen ist auch nicht so
klar markiert wie die Hauptrouten in der Vidda. Gelegentlich müssen wir die Markierungen suchen.
Jetzt ziehen dicke Wolken auf und der Wind frischt mächtig auf. Als wir den Pfad von Haukeliseter nach Hellevassbu
erreichen schlagen wir im Schutz eines großen Felsens unser Zelt auf. Das erste Mal unter echten Bedingungen.
Es klappt alles und bald steht unsere Villa. Nach kurzer Zeit regnet es auch schon. Aber im Zelt ist es trocken
und gemütlich.
Noch zwei Tage lang bleibt das Wetter launisch. Jetzt klappt das Zelt aufbauen und einrichten in ganz kurzer Zeit.
Wir erreichen Hellevassbu, die erste DNT Hütte auf unserem Weg. Hier legen wir eine kurze Mittagsrast ein und kochen
in der Hütte. Hinter Hellevassbu bauen wir unser Zelt noch einmal kurz vor einem Schauer auf. Am nächsten Morgen
sehen wir zum ersten Mal den Hörteigen. Dann wird es wärmer und am Himmel zeigen sich immer mehr blaue Stellen.
In Litlos scheint die Sonne und zum Abendessen gibt es wie vor acht Jahren leckere Pilzsuppe als Vorspeise.
Am vierten Tag wird es richtig sonnig und immer wärmer. Hier am Hörteigen ist bereits bestes Sommerwetter und
im See von Torehytten schwimmen wir um uns abzukühlen. Vor acht Jahren schwammen hier noch Eisschollen auf dem Wasser.
Wir gehen weiter nach Hadlaskard der Abstieg in diese Niederung ist ein wunderschöner Weg. Wilde natürliche Flüsse,
viele Wasserfälle und im Hintergrund der Hörteigen. Die Ebene selber ist riesig. Auf den Bilder kommt die unglaubliche
Weite dieser Landschaft kaum zur Geltung. Wir laufen viele Stunden und spüren kaum ein Vorankommen. Jetzt ist es
bereits Abend und nun liegt am gegenüberliegenden Flussufer Hadlasgard. Hier an den schönen Stromschnellen bleiben wir.
Badeurlaub in Hardanger Vidda es ist kaum zu glauben.
Das ungewöhnlich schöne Wetter ist beim Wandern im freien Gelände ohne Schatten auf Dauer auch anstrengend. Jetzt um
die Mittagszeit ist es richtig heiß. Dort am Fluss ist eine schöne Stelle. Es reicht für heute, wir bauen das Zelt auf.
Es ist ein großer Vorteil, wenn man nicht bis zur nächsten Hütte muss sondern sein Zelt dabei hat. Wir bleiben
hier zwei Nächte. Ein Pausetag im Fjell mit Granitplatten als Strand, privatem Wirlpool und absouluter Ruhe.
Was für ein Luxus!
Über das Berghotel Hedlo, geht es jetzt auf matschigen und steinigen Wegen in Richtung Lishet. Fjellbirkenwäldchen
sind keine schöne Wegstrecke. Inzwischen sind unsere Rucksäcke aber gesackt oder wir wieder fit, so das wir gut
vorankommen. Über die Mittagszeit müssen wir lange rasten, es ist einfach zu warm. Gegen frühen Nachmittag sehen wir
vom Bergrücken bereit die Gegend um den Voringsfossen weit unten liegen.
Am frühen Abend sind wir auf dem Campingplatz in Garen. Wir geniessen die Abendsonne. Morgen nehmen wir
den Bus nach Haukeliseter um unsern treuen Bulli abzuholen.
Es ist fast Mitternacht als wir Kristansand erreichen. Wir finden einen ruhigen Parkplatz im Yachthafen.
Am frühen Vormittag erkunden wir die Stadt. Es ist eine Stadt, die gerade hübsch gemacht wird. Rund um den
Yachthafen sind hochmoderne Wohngebäude mit großen Balkonen entstanden. Parkanlagen lockern alles auf. Hier
sind junge Kirschbäume, Spielplätze und sogar ein Strand angelegt worden. Im Altstadtviertel wird viel
gebaut, man sieht deutlich, dass die Stadt herausgeputzt werden soll.
Wir finden das gesuchte DNT Büro und erneuern unsere Mitgliedschaft. Eine neue Wanderkarte und eine moderne
Abrechnungs-App für die Nutzung der Hütten bekommen wir auch.
Los geht es entlang der Südküste. Wir wollen nicht auf der Hauptstraße fahren, sondern suchen uns Nebenstrecken
entlang der vielen kleinen Fjorde und Buchten. Es ist landschaftlich wunderschön, aber sehr kurvig und teils
auch sehr steil. Das hatten wir hier so nicht erwartet. Da uns keiner überholen kann haben wir schon nach wenigen
Minuten einen großen Fanclub hinter uns. Wir erreichen Mandal, eine Stadt in den Schären der Suedküste. Im Windschutz
ist es richtig warm und in den Gassen der Stadt herrscht fast ein südländisches Treiben. Es gibt Aussichtsberge
und sogar langgestreckte Sandstrände in herrlichen Buchten.
Unser nächstes Ziel ist der Leuchtturm von Lindenes. Er markiert den südlichsten Festlandspunkt Norwegens. Hier
ist es sehr windig. Wir erkunden die Landspitze und den Leuchtturm.
Der kleine Ort Korshavn hat uns sehr gefallen. Hier kann man angeln und sogar tauchen. Leider spielt das Wetter
nicht mit. Bedeckter Himmel, kräftiger Wind und gelegentlicher Regen sind nicht das was wir uns für die Küste
wünschen. Also auf in die Berge.
Wir folgen der Reichsstraße 9 entlang des Bygfjord. Das ist ein langgestreckter See, kein Meeresarm. Hier wird
es gleich deutlich wärmer. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zur Hardanger Vidda.
Gegen frühen Nachmittag erreichen wir die Haukeli Passstraße und sind startklar!
Unser erstes Land auf dieser Reise ist Dänemark.
Von Husum fahren wir nach Tonder. Simone sagt: "Die Stadt da sieht hübsch aus, lass sie uns anschauen". Also
schnell links blinken, auf die Bremse und abbiegen. Mein ganzer Fanclub freut sich endlich freie Fahrt. Die
Stadt ist hübsch,schöne gepflegte Häuser, eine Fußgängerzone und feiernde Studenten.
Am frühen Vormittag kommen wir über einen langen Seedamm auf die Insel Romö. Hier fahren wir unseren Bulli
direkt auf den breiten Sandstrand. Neben einem modernen Wohnmobil halten wir. Gut das wir nicht weitergefahren
sind vor uns wird gerade ein Auto aus dem lockeren Sand gezogen.
Barfuß aber mit warmer Jacke spazieren wir am Wasser entlang. Es weht eine steife Brise. Die Kitesurfer freut
es. Für uns ist es nach den heißen Tagen an der Ostsee etwas frisch.
Unsere nächste Station ist Hennestrand. Hier gefällt es uns! Dünen, weißer feiner Sand und keine Autos am
Strand. Wir laufen lange am weiten endlos wirkenden Strand entlang, geniessen die Ruhe und das Rauschen der
Wellen. Auf einer kleinen Farm bleiben wir die Nacht. Die Landschaft ist noch viel naturnaher als bei uns
in Deutschland.
Auf unserem Weg nach Norden finden wir kleine Häfen, und viele Ferienhaussiedlungen. Bei Ferring besuchen wir
den Leuchtturm auf der Steilküste und sehen die ersten Bunkeranlagen dieser einst stark befestigten Küste. Hier
ist das Land noch viel dünner besiedelt, weit und grün.
Fast schon bei Hanstholm fahren wir durch wunderschöne Heide und Dünenlandschaften. Leider haben wir
sehr starken und kalten Wind. Simone meint, bei Sonnenschein ist es überall schön. Wenn es bei solchem Wetter
schön ist, dann ist es wirklich schön.
Bei Skagen treffen Nord- und Ostsee aufeinander. Hier ist so richtiges Kabbelwasser. Viele Menschen wollen das
einmal sehen. Erst ist es kalt, dann zeigt sich die Sonne und es wird richtig warm. In Neuseelandnennt man das
"Dynamische Wetterbedingungen".
Am Strand bei Hirtshals steht unser Bulli noch einmal direkt am Wasser. Ein Sturm peitscht die Wellen an den
Strand und Simone lehnt sich gegen den Wind. Ein stürmischer Abschied von Dänemark. Hier hat es uns den Kopf
wirklich freigepustet.
Liebe Freunde, wie ihr wisst haben wir noch eine Verabredung mit dem Kala Patar. Nepal, wir kommen!
Es ist jetzt soweit und in Kürze beginnt unser zweites Sabbatjahr. Wir sind schon kräftig am wiegen und packen.
Hier einige erste Eindrücke von unseren Vorbereitungen.
Bevor es in den Himalaya geht, werden wir uns noch ein wenig in der weiten Welt herumtreiben. Lasst Euch überraschen!
Simone und Helmut
Viel Freude beim Stöbern in unseren Reiseseiten!
Simone und Helmut
Inzwischen sind auch unsere ersten Erzählbildbände erschienen!